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Ahnenforschung


Berichte

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06.11.2021

Kämmerei-Rechnungen (Stadtregister) Soldin 1572-1878

Die im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam (BLHA) lagernden rd. 250 Akten, auch Stadtregister genannt, enthalten außerordentlich viele Informationen über die Stadt Soldin und ihre Einwohner. Diese Akten, je Kalenderjahr eine, enthalten Daten der Stadtverwaltung, die in der Art einer Einnahmen- und Ausgaben-Rechnung aufgezeichnet wurden. Die Aufzeichnungen wurden vom jeweiligen Kämmerer der Stadt erstellt und mussten vom Rat der Stadt am Jahresende genehmigt werden. Der Kämmerer musste also dokumentieren, welche Einnahmen die Stadt im zurückliegenden Jahr hatte und welche öffentlichen Ausgaben angefallen waren.
Es beginnt je Ausgabe in der Regel mit der Liste der Ratsmitglieder und deren Aufgaben im Rat (Bürgermeister, Kämmerer, Sekretär usw.)
Dann folgen zunächst die Einnahmen, anschließend die Ausgaben jeweils geordnet nach Titeln. Die Liste der Einnahmenarten ist lang, sie variierte je nach Kalenderjahr. Zu allen Zeiten gab es wiederkehrende Titel, die auch dann genannt wurden, wenn keine Einnahme zu verzeichnen war. Es bestand also so zu sagen ein Grundschema, nach dem diese Akten seit 1572 erstellt wurden. Nachstehend einige Titel, die in fast allen bislang gesichteten Ausgaben vorkommen. Auf der Einnahmenseite z.B. der Badestubenzins, Fleischscharrenzins, Bäckerscharrenzins, Pachten aus den Kämmereidörfern, Bierzins, Stadtzoll, Polizeistrafen, Stand- und Auftreibegeld, Waagegeld, Abschoß, Bürgergeld, Apotheker Privileg, Meistergeld, Handwerkergeld (oft auch nach Berufen getrennt aufgeführt), Marktgeld und Einzelpositionen je nach Bedarf. Auf der Ausgabenseite sind die Besoldung des Ratskollegiums, des Sekretärs, der Ratsdiener, des Marktmeisters, Gerichtsdiener, der Stadtschreiber, Ausgaben für Papier und Tinte fast immer enthaltene Titel.
Besonders interessant sind die Titel der Pachten aus den Kämmereidörfern. Diese, je Dorf ein Titel, enthalten die Namen der Bauern, Kossäten und die Pachtbeträge, somit eine gute Quelle zur Ermittlung der Einwohner in diesen Dörfern.
Eine wichtige regelmäßige Einnahmeart der Stadt war die Urbede, teilweise auch Dorfsteuer genannt. Ein festgelegter Betrag war, in früheren Zeiten zweimal pro Jahr, zu Walpurgis und zu Martini, an die Stadtkasse zu zahlen. Die Namen der Zahlungspflichtigen, sowie die festgelegten und gegebenen Beträge wurden in einer Liste, meist als Anhang, beigefügt. Diese Listen überliefern somit die Namen vieler in der Stadt lebender Familien, teilweise auch Stand, Beruf und die Vornamen.
In frühen Kämmerei-Rechnungen, z.B. in den Jahren 1572-1574, 1594, enthalten die Akten auch Listen namentlich genannter Käufer von Bruchsteinen, Mauer- und Dachsteinen aus der städtischen Ziegelei. In späteren Ausgaben auch Tabellen namentlich genannter Schuldner bei Stadtkasse u.ä.
Rundum eine historische Quelle von besonderem Rang, die Auswertung und Veröffentlichung der Personen bezogenen Daten eine Mammutaufgabe. Die Sichtung und Erfassung der Daten wurde bereits im Jahre 2020 begonnen und wird fortgesetzt. Zunächst werden weitere Akten der Jahre gesichtet und ausgewertet, in denen Pachttabellen der Kämmereidörfer und Urbedelisten enthalten sind. Die Daten werden als Tabellen mit der Bezeichnung
- Einnahmen-Ausgaben Soldin (die Stadt Soldin betreffende allgemeine Titel)
- Bauern und Kossäten Neuenburg, Werblitz, Woltersdorf (Pachten aus den Kämmereidörfern)
- Urbedeliste Soldin, Dorfsteuerregister Soldin und ggfs. weitere separate Listen
plus Jahreszahl und als Texteditionen, je Eintrag ein Hinweis, in der Soldin-Datenbank veröffentlicht.

Admin - 21:39:41 @ Allgemein | Kommentar hinzufügen