30.10.2021

Soldin und das märkische Landbuch 1337

Der Landkreis Soldin entstand im Laufe einer historischen Entwicklung, die mit der Gründung der Mark Brandenburg begann.

Im 12. Jahrhundert waren in Brandenburg und im Havelland christliche Slawenfürsten ansässig. Die Freundschaft des brandenburgischen Hevellerfürst Pribislaw mit dem askanischen Markgrafen Albrecht der Bär, dessen Sohn als Patengeschenk die Landschaft Zauche übereignet bekam, führte zur Gründung der Mark Brandenburg. Im Jahre 1147 setzte sich ein christlicher polnischer Teilfürst Jacza in der Stadt Köpenick fest. Albrecht und der Erzbischof Wichmann von Magdeburg konnten gemeinsam die Stadt am 11. Juni 1157 endgültig zurückerobern. Dieser Tag kann als Geburtstag der Mark Brandenburg angesehen werden. Es folgte die Eindeutschung und Christianisierung der neu erworbenen Gebiete. In der Landbevölkerung bildeten sich drei wirtschaftlich und sozial streng getrennte Schichten, die Ritterschaft auf abgabefreien Lehen, die Bauern, die Grundzins und Zehnten von ihren Hufenanteilen zu leisten ´hatten, sowie die Kossäten, die nur ein Häuschen mit Garten aber keinen Anteil an der Feldmark hatten. Die Markgrafen fanden bei ihrer Besitznahme der Gebiete jenseits der Oder bereits viele deutsche Bauernhöfe vor, die teils vom Deutschen Ritterorder und slawischen Grundherren gefördert worden waren. Fast alle märkischen Städte wurden Mitte des 13. Jahrhunderts gegründet, Berlin vor 1230, Frankfurt an der Oder 1253, ab 1257 dann auch u.a. Landsberg an der Warthe, Schönfließ und Soldin, im Ganzen etwa 30 lebensfähige Städte.

Am 8. Juni 1281 bestimmte der Markgraf, dass alle neugegründeten Städte ihr Recht von Soldin holen. Albrecht III gab der Stadt auch die kirchliche Herrschaft über die Neumark. Am 1. Juni 1298 gründet er das Domstift Soldin mit einem Propst, einem Dechanten und 12 Kanonikern, die Stadtkirche wurde zum Dom und erhielt das Patronat über die Kirchen von Soldin, Landsberg, Berlinchen und Bärwalde. Die Stadt Soldin wurde dadurch Hauptstadt der Neumark. Zur Neumark gehörte zu dieser Zeit nur das brandenburgische Land nördlich der Warthe.

Die Erfassung der Besitzungen und Erträge aus den Städten, Dörfern und Wohnsiedlungen war auch damals schon eine wichtige Voraussetzung für die Ermittlung von Steuern und Abgaben. Ludwig der Ältere, Markgraf von Brandenburg, ließ aus diesem Grunde 1337 erstmalig ein Landbuch der Neumark erstellen. Danach bestand die Neumark aus den Ländern (terrae) 1. Bärwalde. 2. Königsberg, 3 Schildberg, 4. Soldin, 5. Lippehne, 6. Landsberg, 7. Friedeberg, 8. Arnswalde, 9. Schivelbein, 10. Land derer von Weddel, 11. Bernstein, 12. Böthin (Netze), 13. Falkenburg und 14. Güter derer von Gruthow um Kallies. Unter den Wittelsbachern erhielt die Neumark einen Landvogt, der bei Abwesenheit des Markgrafen die Verwaltung führte und sich für die Kontrolle der Städte und Schlösser Unterstützung durch Exekutivbeamte, sogenannte Landreiter, bediente. Diese notierten bei ihren Beritten des Landes die Größen der Äcker, Besitzungen gegen Lehndienste, Pachten der Bauern, Einnahmen von den Krügen, die dann zum Landbuch zusammengefasst, dem Landesherrn und der Verwaltung für die Festlegung der Steuern und anderen Abgaben diente.

Dieses Landbuch gibt uns heute einen genauen Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit und hinterlässt uns auch Namen von Besitzern, die wir teils in Dokumenten neuerer Zeit wiederfinden. Das Original des neumärkischen Landbuches, welches sich noch im 18. Jahrhundert bei der neumärkischen Regierung in Küstrin befand, ist wahrscheinlich beim Umzug nach Soldin spurlos verschwunden. Zum Glück hatte der Consistorialrath Seyffert, ein besonderer Freund der neumärkischen Geschichte, als er es im Lehnarchiv entdeckte, eine Abschrift angefertigt, die er im Jahre 1815 der Regierung in Frankfurt an der Oder überreichte. Weitere geringfügig abweichende Abschriften fanden sich im Nachlass des Geschichtsforschers Kriegsrat Wohlbrück. (Quelle: Die Neumark Brandenburg im Jahre 1337 oder Markgraf Ludwig‘s des Aelteren Neumärkisches Landbuch aus dieser Zeit, herausgegeben und erläutert von Georg Wilhelm von Raumer, Berlin in der Nicolaischen Buchhandlung 1837)

Im Buch „Heimatkreis Soldin (Neumark), herausgeben vom Heimatkreis Soldin/Neumark, 3. Auflage 1992 im Eigenverlag Heimatkreis Soldin, 3040 Soltau“ (ISBN 9 800 562-0-1), worauf ich meine vorstehend stark gerafften Ausführungen zur Geschichte der Mark Brandenburg u.a. stütze, ist der den Landkreis Soldin betreffende Teil des neumärkischen Landbuches ins Hochdeutsche übersetzt abgedruckt. Das märkische Landbuch, übrigens das älteste Stück brandenburgischer statistischer Aufzeichnungen, ist aufgrund seiner genauen Angaben über Zahl und Art der Hufen, über Zahl der Krüge und Mühlen sowie deren Angaben an Pacht und Zins usw. eine für die Geschichte der einzelnen Orte wichtige Quelle.

Für geschichtlich Interessierte werden die den Landkreis Soldin betreffenden Einträge der Landschaften Schildberg, Soldin, Lippehne und Bernstein in die Soldin-Datenbank übernommen und als Tabelle „Aus dem märkischen Landbuch 1337“ veröffentlicht.

Admin - 09:50:16 | Kommentar hinzufügen

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